Theaterrezension „Krieg: Stell dir vor er wäre hier“

Ein junger Mann steht mit einer Gasmaske in Jeans und T-Shirt am 28.4. in unserem Klassenraum. Auf seinem Akkordeon spielt er ein Volkslied. Ich sitze in unserem Klassenzimmer an meinem gewohnten Platz und plötzlich bin ich mitten in einem Krieg….

Yannick Zürcher führte in der 1 HWI das Theaterstück – es handelt sich um eine Tragödie - „Krieg: Stell dir vor er wäre hier“, aus dem gleichnamigen Roman von Janne Teller aus dem Jahre 2012, vor. Er ist Schauspieler am Vorarlberger Landestheater. Das Stück wurde von Holger Schober inszeniert.

In Österreich ist Krieg. Die Europäische Union bricht zusammen. Verfolgung, Hunger und Kälte zwingen eine fünfköpfige Familie zur Flucht. Der Schauspieler spricht uns Zuhörer persönlich an. Durch dieses „Du“ wird man mitten in das Geschehen hineingezogen. Ich stelle mir vor, wie ich mit meinen Eltern über Nacht flüchten muss? Wohin würden wir gehen? Was können wir noch mitnehmen? Wie gehen wir? Was passiert mit meinen Verwandten? Kann ich mich noch verabschieden?

In welches Land soll ich bzw. meine Familie flüchten? Wer wird uns aufnehmen? Der Protagonist verdeutlicht die Probleme in einem Flüchtlingslager, die Überbrückung der Wartezeit auf den Asylantrag. Wie verbringe ich den Tag in einem fremden Land, ohne Sprachkenntnisse, ohne Schule, ohne Freunde, ohne Arbeit?

Endlich Asyl, eine neue Heimat, aber ist es Heimat? Wieder führt uns Yannick Zürcher die Realität vor Augen.

Gleiches zu leisten und trotzdem nicht das Gleiche zu bekommen und nie das Gleiche zu sein. Immer als „Ausländer“ zu gelten, als Mensch dritter Klasse. Lässt man sich auf dieses Gedankenexperiment ein, wird einem schnell klar, was es bedeutet, Kriegsflüchtling zu sein. Und das ist der Sinn dieser Theateraufführung.

Obwohl das Stück 2012 von Janne Teller geschrieben wurde, ist es gerade jetzt sehr aktuell und sehr realistisch. Die zentralen Themen, welche  behandelt werden, sind Krieg und Flucht. Die Autorin wollte damit die Probleme, Sorgen und Ängste der Emigranten aufzeigen. Wenn man die „Position“ wechselt, dann ist es, wie Janne Teller schreibt: „ Eine Einladung, das Leben der anderen nachzuvollziehen, ein Schicksal, das hoffentlich nie unser eigenes sein wird.“ Dieser Perspektivenwechsel ist Yannick Zürcher mit seinem Theaterstück in unserer Klasse gelungen. Mit dieser Theateraufführung werden sowohl Jugendliche als auch Erwachsene angesprochen.

Der Schauspieler arbeitet ohne Hilfsmittel, steht allein auf der Bühne bzw. in unserem Klassenzimmer und doch zieht er die Zuhörer in all die Orte der Geschehnisse mitten hinein. Dies wird vor allem durch die persönliche Anrede erreicht. Das Theaterstück hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Yannick Zürcher hat hier wirklich überzeugt. Die Theateraufführung kann ich nur weiterempfehlen, sie wäre gerade heute ein wichtiger Denkanstoß im Hinblick auf die vielen ungelösten Fragen und unseren persönlichen Umgang mit Flüchtlingen.

Niklas Feuerstein, Schüler der 1HWI

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Krieg, stell dir vor, er wäre hier…

Wenn ich in 15 Minuten 15 Dinge packen müsste, um zu fliehen:

Wenn meine Familie, meine Freundin und ich bereit zur Flucht wären und ich innerhalb von 15 Minuten das Wichtigste packen müsste, um mein Transportmittel nicht zu verpassen, würde ich Folgendes mitnehmen:

Auch wenn nicht sicher ist, ob diese Dokumente in einem fremden Land anerkannt werden, nehme ich mein Zeugnis mit, um später im Berufsleben bessere Chancen zu haben.

Mein Handy nehme ich mit, um weiterhin Informationen zu bekommen, und vor allem, um Kontakt mit meinen Verwandten und Freunden zu haben. Um das auch längere Zeit zu können, nehme ich ein Ladekabel mit.

Falls wir bis in den Winter hinein vor einer Grenze warten müssen, landet auch eine Winterjacke in meinem Koffer.
Damit wir diese aber nicht brauchen und leichter Grenzen passieren können, brauche ich unbedingt meinen Reisepass.

Um besser voran zu kommen, habe ich festes Schuhwerk an, neben dem, was ich trage habe ich auch noch eine Unterhose, eine Jogginghose, einen Pullover und Socken zum Wechseln dabei.

Für die ersten paar Tage habe ich Kekse dabei, aber nicht aus Zufall: Kekse haben viele Kalorien, halten lange und sind leicht.

Damit ich mir später noch etwas zum Essen kaufen kann, muss meine Geldtasche mit, die mir außerdem auch zu sicherem Geleit verhelfen kann.

Für Notfälle nehme ich ein Erste-Hilfe-Set mit.
Ein Taschenmesser könnte mich aus manchen Notsituationen befreien.
Die Trinkwasserversorgung ist in Europa zum Glück mehr als gut, so kann ich mit meiner Trinkflasche immer Wasser mitnehmen.

Mein Koffer wird nicht ganz voll sein, falls ich noch etwas Wichtiges oder Nützliches finde lass ich noch ein wenig Platz dafür.

         Text: ein Schüler der 1 HWI

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