Energie Lounge II: „Mission possible!“

Die zweiten Klassen des Aufbaulehrgangs „Ökomanagement“ nahmen wieder Teil an der „Energie Lounge II“ des Vorarlberger Energieinstitutes im Vorarlberg-Museum. Moderator Harald Gmeiner führte durch das Programm und moderierte die Podiumsdiskussion. 

Zum Thema regionale nachwachsende Rohstoffe am Bau referierten der Bregenzerwälder Architekt Georg Bechter, Jessica Loretta von der Firma „PÖZ“ ökologische Baustoffe, Jakob Behmann, Lehrer und Biobauer, sowie Erich Reiner als Bauphysiker.

Hier die Kernaussagen:

  • „Die Politik meint es nicht ernst! Wir müssen selbst die Verantwortung übernehmen!“, sagt Georg Bechter und verkündigt, dass sein Unternehmen ab sofort ihre Leuchtkörper am Ende der Lebensdauer zurückkaufen wird. „Best Practice!“

  • Holz, Lehm, Schilf, Stroh, Schafwolle und sogar Gras eignen sich hervorragend als Bau- bzw. Dämmstoffe. Sie sind vor Ort verfügbar und könnten die regionale Landwirtschaft diversifizieren. Es gibt sogar in Vorarlberg ausreichend Anbauflächen.

  • Vorarlberg hat im Österreichvergleich eine hohe Handwerkerdichte, es ist sehr viel Know-How verfügbar. Eine Schwierigkeit bereitet die Zertifizierung, also die gesetzeskonforme Zulassung neuer Baustoffe. Das können einzelne Handwerker nicht bewerkstelligen und stellt einen echten Wettbewerbsnachteil gegenüber der Beton- und Stahlindustrie dar.

  • Die Betonerzeugung ist weltweit (!) für 8% der CO2-Emissionen verantwortlich, die Stahlerzeugung für weitere 7%! Energie war nun 30 Jahre lang zu billig, dies ändert sich gerade und begünstigt nachhaltige regionale Baustoffe.

  • Konventionelles Bauen wird gerade sehr teuer. Das schließt die Kluft zum nachhaltigen Bauen mit regionalen Materialien.

  • Sanierung statt abreißen und neu bauen spart viel Energie bei den Rohstoffen. Diese Ersparnis fließt in höhere Kosten für den Faktor Arbeit. Aber das ist Wertschöpfung und kommt den Menschen vor Ort zugute, in Form von Einkommen und Kaufkraft.

  • Die EU-Richtlinie „Herstellerprinzip“ bedeutet, dass Produzenten für alles, was sie in die Welt setzen, auch Haftung übernehmen. Für das Bauwesen heißt das, das Abbrechen eines Gebäudes muss bereits bei der Errichtung mitgerechnet werden. Dies sollte in Form von Ökobilanzen unbedingt auch im Baurecht resp. im Förderwesen berücksichtigt werden.

  • Die CO2-Bepreisung könnte ebenso Eingang finden, zB. in Form von Gutschriften für nachhaltiges Bauen.

Architekt Bechter hat sein Firmengebäude in Hittisau auf spannende Art gebaut: aus einem alten Bregenzerwälder Kuhstall wurde mit Holz, viel Lehm und Strohballen als Isolation sein Architekturbüro. Die Jauchegrube dient nun als Warmwasserspeicher und wird mit Solarenergie aufgeheizt. Die Wärmepumpe holt die so gespeicherte Energie ab und kann im Sommer sogar zum Kühlen der Räume verwendet werden. Photovoltaik ist eine Selbstverständlichkeit. Herr Bechter beweist hier auf deutliche Art, dass Sanieren mit „Nawaros“ in der Nachkalkulation um nichts teurer sein muss, als konventionell neu zu bauen. 

Dass dieses Gebäude eine wunderbare Wohn- bzw. Arbeitsqualität aufweist, davon wollen wir uns bald in Hittisau selbst überzeugen.

Clemens Trappel

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