Äthiopien – dem Egoismus entfliehen

Äthiopien – dem Egoismus entfliehen

Am Dienstag, den 20. April 2021, durften wir zum allerersten Mal seit Beginn der Coronapandemie eine klassenfremde Person bei uns begrüßen. Obwohl – ganz so fremd war sie dann doch nicht: Es handelte sich dabei nämlich um meine Cousine Elisabeth Weigand. „Gap year“, unser aktuelles Thema im Englischunterricht, war unmittelbarer Anlass für ihren Besuch an unserer Schule. Mit ihrem bildreichen Vortrag ließ sie uns an ihren Erfahrungen während ihres Freiwilligeneinsatzes 2013 im Kidane Mehret Children’s Home, einem Waisenhaus im äthiopischen Addis Abeba, teilhaben.

Gespannt hörten wir in unseren (Einzel-)Bänken ihren Schilderungen zu. Ihre in fünf Jahren Ausbildung an der BAKIP gewonnene Vorstellung von wertvoller Pädagogik stand anfangs in krassem Gegensatz zu den im Waisenhaus angewandten Erziehungsmitteln. Mit viel Geduld schaffte Elisabeth es aber, dass die Kinder schließlich auch ohne Schläge ihre Grenzen akzeptierten. Sie genoss die Zeit mit ihren kleinen Schützlingen sichtlich, erlebte unzählige unvergessliche Momente mit ihnen und blickt noch heute mit großer Freude auf diese Monate zurück.

Elisabeth nutzte die Gelegenheit aber auch, das Land Äthiopien näher kennenzulernen. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihr die unglaublich freundlichen Menschen, die dort leben. Ein Einheimischer half ihr beispielsweise, zum Waisenhaus zurückzufinden. Dafür begleitete er sie mehrere Minibus-Fahrten lang, die er dann auch wieder zurückfahren musste. So viel Freundlichkeit ist für viele in Äthiopien selbstverständlich, bei uns in Österreich leider eine große Ausnahme.

Schließlich zeigte uns Elisabeth noch Fotos von ihren Reisen quer durch das großteils doch sehr arme, ostafrikanische Land. Sie erzählte von aufregenden Busfahrten in überfüllten, schrottreifen Bussen, Bilderbuchlandschaften und kulturellen Einzigartigkeiten. Sie erzählte von entspannten, gastfreundlichen Menschen, einem wunderschönen Miteinander und der unglaublichen Bereitschaft zu teilen, trotz eigener Armut. Und sie erzählte von gewöhnungsbedürftigem Essen, herrlichen Früchten und ausgelassenen Festen.

Seit ihrem Freiwilligeneinsatz fliegt Elisabeth immer noch regelmäßig nach Äthiopien und besucht ihr Waisenhaus. Als Zeichen für ihre große Liebe zu diesem Land hat sie sich sogar ein Tattoo – eine Weltkarte mit einem Herz in Österreich und einem in Äthiopien – stechen lassen. (An alle, die sich schon gefragt haben, wo dieses Äthiopien eigentlich liegt – finde das Herzchen ;))

Elisabeth hat mit ihren Ausführungen bestimmt bei manchen von uns das Interesse geweckt, sich so wie sie für ein Auslandsjahr zu entscheiden. Ihre mitreißenden Anekdoten haben uns sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken gebracht. Auch wenn unzählige Menschen in Äthiopien sehr arm sind, besitzen sie doch etwas sehr Wertvolles, nämlich ganz viel Menschlichkeit.

 

Lisa Krimbacher, 4bdb

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